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Konzept

«One Word Movie» ist eine online Plattform, welche mittels Worteingaben die Bilderflut des Internets sortiert und zu einem Film animiert. Aus Wort wird Bild, aus Bild wird Film.
Über eine speziell programmierte Suchmaschine kann die Benutzerin aus dem Internet Bilder aufrufen, die ihrem Suchbegriff entsprechen. Dabei werden Verfahren zur Bildsuche eingesetzt, wie sie heute weiterverbreitet sind. Die Suchmaschine produziert eine «hit list», die je nach Begriff mehrere tausend Bilder umfassen kann. Diese Bilder stellen das Rohmaterial dar, welches in der Reihenfolge, wie sie gefunden wurden, in einer im voraus bestimmten Partitur -- eine Serie in sich verschränkter Loops -- in Echtzeit zu einem Film animiert werden. Der Film, mit einem individuellen Vorspann versehen, dauert so lange, bis das Rohmaterial aufgebraucht ist.


Die Arbeit, die sich im Spannungsfeld zwischen cineastischen und online Bilderwelten bewegt, kann sowohl online über die Website www.onewordmovie.ch oder, dem filmischen Erlebnis näher, als Mehrkanalinstallation via Videobeams präsentiert werden.


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Der Benutzer gibt via einen Webbrowser wie in einer normalen Suchmachine einen Begriff ein aufgrund dessen Bilder aus dem Netz geholt werden. Aus diesen Bildern wird ein Film auf dem Server zusammen gestellt und dann gestreamt. Die so entstandenen Filme werden auf dem Server archiviert und können von späteren Besuchern wieder abgerufen werden, ohne dass das rechner-intensive Kompilieren des Films wiederholt werden muss.  

Zentrales Raumelement ist ein Tryptichon bestehend aus drei Datenprojektionen. Jede Projektion zeigt einem Film. Die Installation schafft eine cineastische Situation, d.h die Projektionen dominieren den ansonsten abgedunkelten Raum. Auf einem zentralen Kontrollbildschirm ist angegeben, welche Animation welchem Wort entspricht.
Obwohl die Situation cineastisch ist, ist der Besucher mehr als nur ein Betrachter. Vielmehr ist er ein Benutzer, der die Filme auslöst, indem er seine eigenen Suchbegriffe eingibt, mittels eines zentralen Kontrollbildschirms.


Die Installation besteht aus drei Projektionen, damit die Betrachterin Beziehungen zwischen den Bilderströmen herstellen kann, um so noch eine weitere Ebene der netzspezifischen Wort-Bild Beziehungen erfassen zu können. Man kann sich bespielsweise vorstellen, dass der selbe Suchbegriff in verschiedenen Sprachen andere Bildwelten erzeugt, oder dass zwei an sich sehr ähnliche Begriffe mit ganz anderen Bildgruppen assoziert werden.
Platzierung der Installation: Die Installation zielt auf Medienfestivals, Kunsthallen und Museen, die nach wie vor damit ringen, wie man das Internet in konventionellen Ausstellungsräumen erfahrbar macht, ohne die individualisierende Situation -- ein Rechner = ein Betrachter -- die man schon von zu Hause oder dem Büro her kennt zu wiederholen.

Die Anlage – Bilder gemäss eines im voraus bestimmten Schemas als Film zu präsentieren – hat eine direkte Verwandtschaft mit dem konventionellen strukturellen Film. In beiden Fällen wird u.a. die Handschrift des Autoren minimiert ohne allerdings ganz zu verschwinden. In «One Word Movie» werden die übrigbleibenden Fragmente von Autorenschaft noch mal gesplittet, zwischen dem Autoren der Anlage und dem Begriffsgeber der Suche.


Trotz solchen Gemeinsamkeiten überwiegen die Unterschiede zum traditionellen Film und sie bilden den eigentlichen Kern dieses Projektes. Die Unterschiede stammen aus dem veränderten Status von Bildern online und in der starken Einflussnahme, die von der spezifischen Verfasstheit der Technologie ausgeht.
Die spezifische Verfasstheit der Suchmaschine besteht darin, dass eine semantische Suchstrategie auf ein piktorales Suchproblem angewandt wird. Anstatt Bilder nach ihrem visuellen Gehalt zu analysieren, wie das ein Mensch machen würde, sucht die Maschine nach Begriffen, die entweder im Filenamen des Bildes vorkommen, oder im Text, der sich in direkter Nähe zum Bild befindet. Dies ist das gängige Verfahren, welches auch von den grossen, kommerziellen Bildsuchmaschinen angewandt wird.1 Alle Versuche, den Bildinhalt automatisch zu analysieren sind bisher gescheitert. Das Programm zum Aufspüren von Pornographie, der «naked people finder», sucht nach Farbtönen, die nackter Haut entsprechen und analysiert daraufhin die Form dieser Farbflecken. Zwei rosa Zylinder werden als nackte Extremitäten interpretiert. Die Suchpräzision ist allerdings zu gering, um von Nutzen zu sein und das Projekt wird nicht mehr weiterverfolgt. Besonders häufig wurden Photos von Desserts als Pornographie missidentifiziert.


Aufgrund solcher nicht-trivialer Schwierigkeiten maschineller Wahrnehmung muss davon ausgegangen werden, dass der semantische Ansatz noch für einige Zeit die Bildsuche prägen wird. Damit stellen sich verschiedene Fragen. a) Worin besteht das Verhältnis zwischen Filename und Bildinhalt? b) Welche Art von Selektion wird da getroffen, die angeblich unser Suchinteresse repräsentieren soll?
Die für die Moderne zentrale Frage nach dem Verhältnis von Wort und Bild wird neu gestellt als praktisches Suchproblem im Alltag von Millionen Internetbenutzern und Benutzerinnen.
Die schnelle, oft auf den ersten Blick wirre Aneinanderfügung der Bilder, erscheint für den Beobachter als quasi zufällig. Das menschliche Wahrnehmungsmuster (Bildinterpretation) kann die Auswahllogik der Maschine kaum nachvollziehen. Genau so wenig wie wir vom Bildinhalt auf den Filenamen schliessen können, kann die Maschine schlüssig vom Filenamen den Bildinhalt ableiten.


Im Flimmern der Bilder steckt aber dennoch eine reiche Erkenntniswelt. Im Film der das Wort «Ich» visualisiert finden wir Muster, die durchaus aussagekräftig sind für den Stand der (online) Kultur. Es überwiegen Bilder von weissen Mittelständlern, innerhalb dieser Gruppe dominieren nicht ganz unerwartet junge Männer. Die ersten Frauen tauchen erst nach einiger Zeit auf, das heisst, sie waren tiefer platziert auf der «hit list». Erstaunlich häufig sind auch Bilder von der Innenansicht des Körpers, Röntgenaufnahmen und Computertomographien.
Dies eröffnet zumindest die Frage, wie weit die neuen Visualisierungstechnologien das Selbstbild der Menschen verändern. Einen Scan des Oberkörpers als eine Repräsentation des «Ichs» zu verstehen, zeugt von einem grossen Vertrauen in die Wahrhaftigkeit der neuen Bildmaschinen und des institutionellen Apparates, der diesen Bildern Bedeutung verleiht, denn für den Laien sind diese Bilder schwer zu lesen und damit höchst uninidivuell.
Die Bilderfluten, die hier in Filme verarbeitet werden, sind zugleich sinnlos und voll unbeabsichtigter Aussage. Die Sinnlosigkeit kommt von den manifesten Schwierigkeiten der semantischen Bildsuche in einem nicht systematisch klassifizierten Universum. Trotz aller Ähnlichkeiten entspricht das Internet in dieser Hinsicht eben gerade nicht einer Bibliothek oder einem Archiv. Die Aussagekraft liegt allerdings nicht mehr im einzelnen Bild, sondern im Verhältnis der Bildgruppen zueinander. Dies entspricht durchaus einem Wahrnehmungsmodus der typisch ist für unsere elektronischer Kultur. McLuhan beschrieb dies folgendermassen:
Information pours upon us, instantaneously and continuously. As soon as information is acquired, it is very rapidly replaced by still newer information. Our electrically-configured world has forced us to move from the habit of data classification to the mode of pattern recognition.

«One Word Movie» zwingt uns, die wir nach Narration zu suchen gewohnt sind, zur Wahrnehmungsveränderung. Narration gibt es hier nicht, auch wenn wir hier und da narrative Elemente zu entdecken glauben. Aber Narration beruht auf eine narrativen Absicht und die kann der Suchmaschine beim besten Willen nicht zugeschrieben werden. Können wir uns aber von dieser Erwartung befreien entdecken wir verborgene Informationsfelder, es eröffnet sich ein flimmernder Blick auf eine bis anhin unsichtbare Psychogeographie des Netzes.

 

Input of search terms and search parameters and output of the animated movies are delivered in standard web browsers – like e.g. Netscape or Internet Explorer – on the computer of the viewer of One Word Movie. The One Word Movie application has active components on three levels: a shockwave application in the browser of the viewer, a script on the web server and the image search engine of Google.


After the web page with the embedded shockwave application is loaded, an input field for the search term is displayed, along with different options like play-speed, image repetition, image size and image-loop length. By clicking on the search button, the search term is sent to a script on the web server which transmits the term to the Google image search. The results page from Google is parsed and interpreted by the script to extract the image URL's which then are sent back to the shockwave application.


The application is loading the images from the internet to the computer of the viewer and standardizes the images since they exist in different formats and sizes on the web. On the interface of the application the growing animation can be viewed. In the background, invisible to the user, new images from the Internet and new image URLs from Google are loaded and inserted constantly into the animation.
The image search itself and the transfer of the images from the Internet take place with a certain delay, wherefore the beginning movie is only a few images long but grows up to the full length within seconds.